Razavi: "Zensur oder Verschweigen verhindern Nachdenken und Austausch. Wer die Vergangenheit entsorgt, kann nicht mehr aus ihr lernen. Stattdessen müssen wir den Kindern helfen, die Dinge einzuordnen."
Die CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Razavi sagt zur aktuellen Rassismus-Debatte um Kinderbücher:
„Die Rassismus-Debatte um beliebte Kinderbücher wie Jim Knopf und Pippi Langstrumpf trägt skurrile Züge. Wenn einige, wie die Hamburger Kita-Leiterin im ZEIT-Interview, pauschal fordern, solche Bücher sollten am besten gar nicht mehr gelesen werden, ist das eine absurde und traurige Vorstellung. Diese Bücher haben Generationen von Kindern begeistert, stehen für Freundschaft, Fantasie, Mut und sind in ihren Grundaussagen das Gegenteil von rassistisch. Klar ist: Rassismus zu bekämpfen ist aktuell wichtiger denn je und eine gesellschaftliche Daueraufgabe. Sensibilität für Sprache und Darstellung gehört dazu“, sagt Nicole Razavi, die im Netzwerk Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage Patin am Donzdorfer Rechberg-Gymnasium ist. Das könne im Ergebnis aber nicht bedeuten, kulturelle Errungenschaften in die Tonne zu werfen.
„Zensur oder Verschweigen verhindern Nachdenken und Austausch. Wer die Vergangenheit entsorgt, kann nicht mehr aus ihr lernen. Stattdessen müssen wir den Kindern helfen, die Dinge einzuordnen. Ich stimme Ministerin Susanne Eisenmann zu: Eine besondere Rolle haben hier die Eltern, Lehrerinnen und Lehrer sowie Erzieherinnen und Erzieher, denen beim Vorlesen die volle Aufmerksamkeit der Kinder gehört. Und das nicht nur am Lies-ein-Buch-Tag am vergangenen Wochenende oder beim bundesweiten Vorlesetag im November, der für mich ein fester Termin im Kalender ist. Ich begrüße jede Initiative, die Kindern Lust auf Lesen macht“ sagt Nicole Razavi. „Wo Vorlesen nicht möglich ist, brauchen wir geeignete Wege in der Darstellung. Das können in Büchern Kommentare oder Fußnoten sein.“
„Ich bin außerdem überzeugt davon, dass schon die Kleinen sehr gut darin sind, die Dinge für sich richtig zu sortieren. Bis in die Gegenwart erfreut sich das Kinderbuch vom “Struwelpeter“ aus dem 19. Jahrhundert großer Beliebtheit, obwohl es von Gewalt und harten Strafen erzählt. Dennoch können sich Kinder an Geschichten wie jener von Konrad dem Daumenlutscher erfreuen, weil sie zum einen die pädagogische Botschaft begreifen, dass der Daumen nicht in den Mund gehört und gleichzeitig verstehen, dass ihnen ganz sicher nicht zur Strafe die Daumen abgeschnitten werden.“
„Wir müssen bei der Debatte um Rassismus stets wachsam sein und zugleich Wege finden, wie beliebte und einfach schöne Kinderbücher bedenkenlos ihren Platz in den Bücherregalen behalten können“, so Nicole Razavi abschließend.