Nicole Razavi MdL

Keine Alternative zum Meisterbrief

Die Bundesregierung soll ein starkes Signal für nachhaltige Handwerksordnung setzen.
Um den Zugang zu reglementierten Berufen zu erleichtern, stellt die EU die Zulassungsbeschränkungen vieler Branchen auf den Prüfstand. Im Zuge dessen wird auch die deutsche Meisterpflicht auf ihre Notwendigkeit überprüft. Ziel dieser Maßnahme ist es, die Mobilität von Arbeitnehmern zu erhöhen, um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken und die Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsstaaten zu stärken. Deutsche Handwerksunternehmen sehen deshalb den Meisterbrief in Gefahr und fürchten dadurch den Verlust eines lange bewährten Qualifizierungssiegels sowie die Schwächung der Wettbewerbsfähigkeit ihrer Betriebe. Der Landtag in Baden-Württemberg plädiert für den Erhalt des Meisterbriefs.
 
Jutta Schiller MdL (CDU), Jörg Fritz MdL (B’90/ Die Grüne) und Peter Hofelich MdL (SPD) sowie die Geislinger Abgeordneten Sascha Binder (SPD) und Nicole Razavi (CDU) teilen die Auffassung, dass der Meisterbrief alternativlos ist, da nur so eine hohe Anzahl an Ausbildungsplätzen sowie deren Qualität gewährleistet werden könne.

Durch die 2004 verabschiedete Novelle der Handwerksordnung wurde die Zulassungsbeschränkung im Fliesen-, Platten- und Mosaiklegerhandwerk sowie bei Gebäudereinigern und Parkettlegern gelockert. Konsequenz dieses Beschlusses ist einerseits die Zunahme der Betriebsneugründungen sowie andererseits die stetig wachsende Zahl von Betriebslöschungen. Die Landesregierung kommt zu dem Schluss, dass die Überlebensraten der zulassungsfreien Handwerke deutlich unter denen der zulassungspflichtigen liegen. Ebenso ist die durchschnittliche Betriebsgröße bei Neugründungen stark zurückgegangen. Die Folgen dieser Entwicklung sind vor allem bei der Ausbildung bemerkbar: Das zulassungspflichtige Handwerk trägt traditionell in besonderem Maß zur Ausbildungsstärke des Handwerks und damit zur Sicherung des Berufsnachwuchses für die gesamte gewerbliche Wirtschaft bei. Die hohe Ausbildungsquote im Handwerk von 11 % gegenüber der von 5% in der übrigen Wirtschaft ist vor allem auf meisterpflichtige Berufe zurückzuführen, da ein Viertel dieser Betriebe ausbildet. Im zulassungsfreien Handwerk hingegen sind es nur 4,5 %. 

Angesichts dieser Entwicklungen fordern die Abgeordneten die Bundesregierung auf, ein starkes Signal für eine nachhaltige Handwerksordnung zu setzen. „Die Rahmenbedingungen für Betriebsgründungen und duale Ausbildung müssen weiter verbessert werden“, so Peter Hofelich, Jutta Schiller, Nicole Razavi, Sascha Binder und Jörg Fritz. Außerdem muss die Strukturentwicklung des Handwerks besser begleitet werden, um ideale Voraussetzungen für die Schaffung sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung gewährleisten zu können. Unterstützt wird dieses Anliegen vom Bundesrat. Dieser kommt ebenfalls zu dem Schluss, dass der Meisterbrief Grundlage für den wirtschaftlichen Erfolg von Handwerksbetrieben ist und die Voraussetzung für gute Ausbildungsmöglichkeit zukünftiger Handwerker bildet.