Nicole Razavi MdL

Gastkommentar der Landtagsabgeordneten Nicole Razavi MdL zum Thema SPNV im Filstal

Statement der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion Nicole Razavi MdL zum Thema SPNV im Filstal. "Zug-Reise nach Absurdistan".
"In wenigen Tagen, mit dem Fahrplanwechsel im Dezember, werden die schmerzhaften Auswirkungen einer Verkehrspolitik im Schienennahverkehr der vergangenen Jahre spürbar, die schon im Grundansatz krankt. Denn sie orientiert sich nicht am Bedarf sondern an falschen Vorgaben. Schüler, Studenten, Pendler und Reisende im Filstal erleben jetzt ein böses Erwachen. Sie kommen nicht mehr an den Arbeitsplatz, in die Schulen oder die Hochschule geschweige denn nach Hause nach Geislingen oder Richtung Ulm oder sollen lange Wartezeiten in Kauf nehmen. Das ist unzumutbar. Sie sind die Leittragenden einer falschen Strategie, die strukturschwächere und ländliche Räume benachteiligt und ihre Bedürfnisse ignoriert. Dies geschieht ganz bewusst entsprechend der Nahverkehrskonzeption 2025, die den strukturellen Unterschieden unseres Landes nicht gerecht wird, weil sie stur und ideologisch an einer landesweiten Vertaktung des Zugangebotes ausgerichtet ist. Prämisse ist dabei ausschließlich die Zahl der Reisenden, nicht aber die Erreichbarkeit des ganzen Landes. Also auch der Dörfer und Städte, in denen weniger Menschen leben und folglich auch weniger Menschen in Züge ein uns aussteigen – eine klare Bevorzugung der Ballungsräume also. Die Kritik daran war in den letzten Jahren laut und deutlich – sie wurde aber weder gehört noch erhört. Die Zugverkehre wurden in den letzten Jahren von der grün-roten Landesregierung stattdessen nach dieser Konzeption ausgeschrieben, vergeben und sind deshalb jetzt kaum noch korrigierbar. Wenn Landtagskollegen, die in den letzten fünf Jahren ‚mitregiert’ haben, urplötzlich in plumpen Aktionismus und laute Kritik verfallen, dann ist das peinlich und durchsichtig. Sie hätten verhindern können und müssen, dass ohne Not ein Angebot auf der Filstalstrecke zerschlagen wird, das mit langsamen und schnellen Verbindungen auf unseren Bedarf gut abgestimmt war.  

Die Folgen sind für die Landkreise Göppingen und Alb-Donau, für Geislingen und Amstetten völlig inakzeptabel! Sie sollen jetzt für die Fehler aufkommen. Was bislang Status Quo war, soll nun von den Landkreisen finanziert werden. Busverkehr statt Zugverkehr. Pendler werden vom Zug wieder auf das Auto umsteigen – und das in einer staugeplagten Region. Hochschule und Schulen, Unternehmen und Wirtschaftsstandort sind schlechter erreichbar und verlieren an Attraktivität. Das ist absurd! Ich erwarte vom Verkehrsministerium Verbesserungsvorschläge, die nicht zu Lasten der Landkreise gehen. Verstärkerzüge im Schülerverkehr waren bisher Teil des Fahrplans und müssen dies auch künftig sein. 
 
Offensichtlich ist, dass eine solche Politik  nicht in die Zukunft gerichtet ist, sondern Rückschritt bedeutet. Sie sorgt dafür, dass immer mehr Menschen in die ohnehin schon überfüllten Städte abwandern. Und dort reagiert man dann mit Fahrverboten wegen zu hoher Abgaswerte. Willkommen in Absurdistan!"