Nicole Razavi MdL

Gastkommentar in der Geislinger Zeitung: Ein Fall von Dreistigkeit

Ein Minister, der die berechtigten Forderungen einer Raumschaft, die im Verkehr erstickt, nach guter  Anbindung auf Straße und Schiene als Gejammer abtut, beleidigt die Menschen, die hier leben und den gesamten Landkreis. Für mich ist dieses Urteil von Verkehrsminister Hermann an Überheblichkeit und Dreistigkeit nicht zu übertreffen. Gastkommentar der CDU-Landtagsabgeordneten Nicole Razavi.
Wenn er uns dann noch Zufriedenheit verordnen will, weil ja in den letzten Jahren so viel in die Region investiert wurde, Minister Hermann dann aber nur Straßen einfallen, die der Bund finanziert und von ihm kritisiert wurden, aber kein einziges Landesprojekt, dann kann ich mir bei so viel Unzulänglichkeit nur die Augen reiben. Da hat nur noch der Hinweis auf Radwege gefehlt. Für wie dumm hält der Mann uns eigentlich. Zudem ist es völlig egal, ob das Filstal ländlicher Raum oder Verdichtungsraum ist: Der Landkreis braucht über Geislingen hinaus dringend eine bessere Infrastruktur!
 
Was wir auf keinen Fall zulassen dürfen ist, dass das Land vertragsbrüchig wird. Und zwar in zweifacher Hinsicht. Ersten: Die Menschen im Landkreis haben nicht mit großer Mehrheit für S 21 gestimmt, weil sie sich nur einen besseren Lärmschutz erhoffen, wie Winfried Hermann meint. Sondern weil damit Verbesserungen im Zugverkehr im Filstal möglich werden. Dies muss der Landkreis ganz unmissverständlich einfordern. Es dürfen keine Nahverkehrszüge vom Filstal auf die Neubaustrecke verschoben werden.
 
Zweitens hat Verkehrsminister Hermann selbst 2014 den ÖPNV Pakt mit dem Verband Region Stuttgart, der Stadt Stuttgart und den Landkreisen unterschrieben. Darin heißt es ganz eindeutig, dass der Metropol-Express bis Geislingen/Ulm fahren soll. So ist das auch seit Jahren geplant gewesen. Den Zug in Süßen enden zu lassen, bedeutet eine Verschlechterung und macht keinen Sinn. Es ist strukturpolitisch einfach falsch, die Entscheidung, ob ein Zug fährt oder nicht alleine an den Fahrgastzahlen festzumachen. Es geht um die Erreichbarkeit und Erschließung einer ganzen Raumschaft und um ihre wirtschaftliche Zukunft. Den Landkreis dafür zur Kasse zu bitten, ist ein Vertragsbruch. Der Kreistag hat übrigens auch kein solches Angebot gemacht.